Mitgliederversammlung: Qualität, Kooperation und Zukunft im Fokus

Der VKR setzt bei seiner Mitgliederversammlung auf Qualität im Rohrleitungsbau und in eine kooperative Zusammenarbeit mit Partnerverbänden in der Branche. Fachreferate des SVGWs und von Infra Suisse geben Einblicke in die künftigen Herausforderungen der Branche.

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Am 9. Mai 2025 trafen sich die Verbandsmitglieder aus der Kunststoff-Rohrleitungsbranche zur ordentlichen Mitgliederversammlung im Golfrestaurant des Hotels Aarau West in Oberentfelden.

Neben den statutarischen Geschäften wurde ein Rückblick/Ausblick auf die VKR-Verbandsaktivitäten gegeben. Ergänzt wurde der Anlass durch Referate von Vertretern befreundeter Branchenverbänden.

Verbandsaktivitäten VKR

Geschäftsführer VKR, Michael Gressmann

Ziel des VKRs sei es die Qualität von Rohrleitungssystemen aus Kunststoff langfristig zu sichern. Laut Michael Gressmann sei daher das Kurswesen und die Ausbildung von Berufsleuten in der Verbindungs- und Verlegetechnik ein zentrales Element zur nachhaltigen Qualitätssicherung erdverlegter Druckrohrleitungen. Das neue Kursleitungsteam in der Deutschschweiz (J. Allemann, S. Lasen und M. Portmann) und der neue Kursleiter in der Romandie (M. Sapuppo) hätten die Kontinuität und die hochstehende Qualität in den Ausbildungsstätten sichergestellt.

Die reaktivierte Technik-Kommission habe mit der ►Argumentation zur Vernehmlassung SN 592 000 in der privaten Liegenschaftsentwässerung und bei der Umsetzung der neuen SIA190 Statik-Modelle im Profil 4 in der Zusammenarbeit mit den Partnerorganisationen wesentliche Beiträge für Kunststoffrohre geliefert.

Mit der Initiative Swiss Plastic Pipe Recycling wird die Kreislaufwirtschaft von Kunststoffrohren gefördert. Der SVGW habe im ►Merkblatt für Kunststoffrecycling GWF10002 die Vorteile einer stofflichen Wiederverwertung von PE-Reststoffen im Rohrleitungsbau beschrieben. Inzwischen existieren schweizweit 44 Sammelstellen für das Recycling von Kunststoffrohren (www.pipe-recycling.ch).

Bei den Weiterbildungskursen des Schweizerischen Brunnenmeisterverbands konnte der VKR auch 2025 wieder die Planung und Durchführung der Demos unterstützen und die Themen «Anbohrungen» und «mechanische Beschädigungen von PE-Rohren» einem breiten Fachpublikum vermitteln. In Kooperation mit dem SVGW wurde zudem der Kurs «Planung, Auslegung und Bau von Rohrleitungssystemen für den Transport von H2» erstmals und erfolgreich durchgeführt.

Darüber hinaus engagiere sich der VKR in Projekten und in der Kommissionsarbeit bei Partnerverbänden. Beispielsweise im VSA bei der «Materialwahl» oder im SVGW zur «Ökobilanzierung im Rohrleitungsbau» sowie in einem FoWa-Projekt zur Untersuchung von «Microplastic an Rohrleitungen».

Herausforderungen der Versorgungsunternehmen

Direktor SVGW, Michael Meier

Der SVGW setzt sich als Branchenverband gemeinsam mit seinen Mitgliedern für eine sichere und nachhaltige Versorgung von Wasser, Gas und Wärme ein. Michael Meier verdeutlicht bereits am Anfang seines Referats, dass die Unterschiede zwischen den Mitgliedern aus den Bereichen Trinkwasser, Gas und Wärme recht gross seien.

Dabei würden die 690 Mitglieder aus der Wasserversorgung rund 70% der Schweizer Bevölkerung abdecken. Die aktuellen Herausforderungen der Wasserversorger bestünden in den schweizweit ansteigenden Verschmutzungen der Wasserressourcen durch Nitrat, Pflanzenschutzmittel und PFAS, dem vorsorglichen Ressourcenschutz in den Zuströmbereiche von Grundwasserfassungen, dem Klimawandel und der damit verbundenen zunehmenden Trockenheit.

Im Gegensatz dazu hätten die 105 Mitglieder, welche 100% der Gasversorgung in der Schweiz abdecken, mit den Herausforderungen der Dekarbonisierung zu kämpfen. Um eine klimaneutrale Schweiz bis 2050 zu erreichen, stelle die Transformation zu erneuerbaren Gasen und zum Wasserstoff (H2) für diese Versorgungsunternehmen eine zentrale Aufgabe dar. Bei der künftigen Versorgung mit H2 werde die Schweiz auch auf andere europäische Länder angewiesen sein. Die Nachbarländer hätten bereits Transport-Pipelines geplant, die aktuell leider an der Schweizer Grenze enden würden. Nun sei es an der Politik, die Grundlagen zu schaffen, damit künftige H2-Transportleitungen durch die Schweiz hindurch und nicht an der Schweiz vorbei verlaufen werden. Aktuell würden in der Schweiz bereits einige Projekte zur Versorgung von Industriekunden z.B im Jura und in Basel laufen, welche jedoch nur als Stichleitung zwischen Elektrolyseur und Verbraucher ausgeführt seien. Bis ein schweizweit flächendeckendes H2-Netz geschaffen ist, sei es noch ein weiter Weg, auf dem der SVGW inzwischen mit der Entwicklung der notwendigen Richtlinien gewisse Stolpersteine für die Branche aus dem Weg räumen würde.

Auch in der Fernwärme dominiere die Transformation von fossilen hin zu erneuerbaren Energiequellen. Fast in jeder grösseren Schweizer Stadt seien Projekte zum Ausbau der thermischen Netze geplant. Bisher seien 24 Wärmeversorger Mitglied beim SVGW. Die grössten Herausforderungen dieser stark boomenden Branche lägen in der Wirtschaftlichkeit der Projekte, dem Platzbedarf in der Erzeugung, der Speicherung und der Verteilung in den urbanen Regionen. Eine weitere Schwierigkeit bestünde im Mangel an Fachkräften für Planung und Bau solcher Anlagen und Netze, dem der SVGW mit einem Lehrgang «Fachspezialist/-in Thermische Netze» begegnen möchte.

Die Digitalisierung stelle zwar Versorgungsunternehmen eine Vielzahl von Hilfsmitteln zum Betrieb von Versorgungsanlagen zur Verfügung, dabei dürfe aber die Sicherheit nicht ausser Acht gelassen werden. Der SVGW habe mit den IKT-Minimalstandards für die Wasser- Gas- sowie Fernwärme- und Fernkälteversorgung die Anforderungen definiert, damit sich Mitglieder gegen die Gefahr von Cyberangriffen wappnen können.

Trotz knapper Personalressourcen in den Versorgungsbetrieben und dem Fachkräftemangel, stelle das SVGW-Milizsystem eine Chance dar, dass Betriebe mehr Einfluss nehmen, Mitarbeiter ihr Branchenwissen vergrössern und das persönliche Netzwerk ausbauen können.

Wege in die Zukunft

Leiter Markt & Technik Infra Suisse, Leonardo Garaguso

Infra Suisse ist die Branchenorganisation der im Infrastrukturbau tätigen Unternehmen. Mit 220 Mitglieder darf Infra Suisse auf Bauunternehmen in allen Sprachregionen der Schweiz zählen. Die wesentlichen Säulen der Verbandsaktivitäten stellten die strategischen Geschäftsfelder, das regulatorische Umfeld, die Bildung, die Berufswerbung, die Kommunikation und Veranstaltungen dar. Infra Suisse beschäftige sich mit einer Vielzahl von Aktivitäten, um den künftigen Herausforderungen im Markt gerecht zu werden.

In puncto Nachhaltigkeit sei das CO2-Kalkulationstool «ECO2nstruct» entwickelt worden. Nun sei man daran, zusammen mit dem Schweizerischen Baumeisterverband und einigen Kantonen eine Toolbox-Nachhaltigkeit zu erarbeiten. Auch was die Arbeitsbedingungen und die Attraktivität der Branche betrifft, geht Infra Suisse mit der Zeit. Deshalb habe man einen Leitfaden erstellt, um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu verbessern.

Die Digitalisierung mit der Nutzung von BIM stelle den Bausektor zwar vor grosse Herausforderungen, doch biete dies auch grosse Chancen in der Zusammenarbeit und in der Effizienzsteigerung. Die Schwierigkeit läge allerdings darin, dass Kantone und Verkehrsorganisationen sehr unterschiedlich unterwegs seien. Daher sei eine gute Kommunikation mit SBB, Astra und den Kantonen unerlässlich, um die fortschrittlichen Mitgliedsfirmen nicht auszubremsen.

Eine Studie zur Zustandsanalyse von Kantonsstrassen und der Austausch mit Kantonsingenieuren ermögliche eine branchenweite Prognose der Investitionsvorhaben. Bei Zuschlagskriterien von Ausschreibungen würden die Nachhaltigkeit, die Verlässlichkeit des Preises und die Plausibilität des Angebots deutlich mehr Bedeutung gewinnen. Auch die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft im Bausektor stelle für die Bauunternehmen neue Aufgaben dar.

Die Zahl der Lernenden im Verkehrswegbau steigt weiter – am Campus Sursee werden bald wieder über 1'000 Lernende ausgebildet. Infra Suisse hat die Trägerschaft der BFS Verkehrswegbauer und engagiert sich aktiv in der Totalrevision der Berufe, die bis 2028 abgeschlossen sein soll. Parallel dazu werden eigene und gemeinsame Berufsmarketing-Konzepte entwickelt, teilweise in Zusammenarbeit mit bauberufe.ch, um die Attraktivität der Branche weiter zu stärken.

Ein besonderes Highlight steht im September 2025 bevor: An den SwissSkills in Bern werden die Bauberufe mit eigenen Meisterschaften und vielfältigen Berufsmarketing-Aktivitäten einem grossen Publikum präsentiert. Damit wird die Nachwuchsförderung auf ein neues Level gehoben und das Potenzial der Branche eindrucksvoll sichtbar gemacht.

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